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Die Mischna
Die Bezeichnung „Mischna“ leitet sich von dem hebräischen
Verb „schana“ (שנה) ab, das „wiederholen“ und im übertragenen
Sinn „lernen“ bedeutet. „Mischna“ kann
1) das
Lernen schlechthin
2) die
mündliche Lehre insgesamt
3) die
Lehre eines Lehrers und
4) das um 200
endredigierte rabbinische Religionsgesetz bezeichnen.
Natan ben Jechiel (1035 - ca 1110) erklärt „Mischna“ als „das
zweite (das Wiederholte) gegenüber der Tora“. Dies entspricht der Auffassung
der Kirchenväter, die „Mischna“ mit deuterosis
übersetzten.
Die Mischna, das rabbinische Religionsgesetz, besteht aus
sechs Hauptteilen oder Ordnungen (sedarim). Jede Ordung enthält zwischen 7 und
12 Traktaten (massekhtot). Die Traktate wiederum bestehen aus einer bestimmten
Zahl von Kapiteln (peraqim).
Die Kapitel schließlich enthalten verschiedene Lehrsätze, die Mischnajot.
Die Ordnungen der Mischna
1. Seraim - זרעים 2. Moed - מועד 3. Naschim -נשים 4. Nesikin נזיקים - 5. Qodaschim קדשים - 6. Toharot -תהרות
Die hier vorgestellte Ordnung entspricht der
traditionellen Reihenfolge und stimmt mit der Aufzählung des Schimon ben
Laqisch im babylonischen Talmud, Traktat Schabbat 31a, überein.
Seraim
Die erste Ordnung „Seraim“, Samen, enthält alle
Verordnungen zur Landwirtschaft und die damit einhergehenden Abgaben an
Priester und Leviten (= Steuern). Eine Ausnahme bildet der erste Traktat,
Berakhot, Segenssprüche, der Bestimmungen zu den verschiedenen Gebetszeiten und
den Gebeten selbst enthält.
Moed
Die zweite Ordnung „Moed“, Festzeiten, enthält die
Vorschriften zu Fest- und Feiertagen und Schabbat.
Naschim
Die dritte Ordnung enthält das Frauenrecht: Jebamot,
Erklärungen zur biblisch vorgeschriebenen Schwagerehe (Dtn 25,5-10), über
Hochzeitsverschreibungen (Ketubbot); Scheidebriefe (Gittin), und die Antrauung
und Verlobung (Qidduschin). Der Traktat Sota, über die des Ehebruchs
verdächtigte Frau, regelt die in Nu 5,11-31 vorgeschriebene Eifersuchtszeremonie.
Die Traktate Nedarim, über Gelübde und ihre Aufhebung (Nu 30) sowie Nasir, über
das Enthaltungsgelübde des Nasir (Nu 6) passen inhaltlich insofern in diese
Ordnung, als auch die Problematik diskutiert wird, wie Gelübde von Frauen zu
handhaben sind.
Nesikin
Die vierte Ordnung, „Beschädigungen“ enthält das Zivil-
und Strafrecht. Außerdem werden die Traktate „Avoda Sara“, über den
Götzendienst, „Avot“, die Sprüche der Väter und „Horajot“, über irrtümlich
erfolgte religionsgesetzliche Entscheidungen angefügt.
Qodaschim
Die fünfte Ordnung, „Heiliges“ archiviert die Anweisungen
für den Tempelkult, Schlachtopfer, Speiseopfer, die Auslösung der Erstgeburten
etc. Sie enthält aber auch den Traktat „Keritot“ über die Ausrottungsstrafe,
die Ex 12,15 erwähnt. Diese Strafe des plötzlichen Todes im Alter zwischen 20
und 50 wird vom Himmel geschickt, um vorsätzlich begangene Sünden zu strafen.
Ebenso beschäftigt sich der nachfolgende Traktat „Meila“ mit Übertretungen,
speziell der im Tempel veruntreuten Gaben (Nu 5,6-8; Lev 5,15f).
Toharot
Die sechste Ordnung, „Reinheiten“ enthält alle
Vorschriften um Unreinheiten zu vermeiden, die von der Einhaltung des Kultes
und dem Feiern der Feste abhalten. Ebenso werden die Zeremonien beschrieben,
wie jemand nach erfolgter Unreinheit sich von dieser reinigen kann.
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Die Reihenfolge der Mischna-Traktate innerhalb der 6 Ordnungen ist nicht einheitlich überliefert. Die gebräuchlichste Reihenfolge entspricht (bis auf die Folge Nazir, Gittin, Sota) der des Maimonides (1138-1204) in der Einleitung zu seinem arabisch verfassten Mischna-Kommentar, der aber bereits 1297 in vollständiger hebräischer Übersetzung vorlag.
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